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Warum Billiganbieter das Unternehmertum schädigen: Ein Brandbrief

Warum Billiganbieter das Unternehmertum schädigen: Ein Brandbrief

6 € für eine Stunde Arbeit? Das gibt es nur im fernen Osten? Weit gefehlt! Auch im deutschsprachigen Raum verkaufen sich viel zu viele Selbstständige und Unternehmer weit unter ihrem Preis. In der Regel scheitern Sie mit dieser Strategie über kurz oder lang, da das wenige Geld nicht zum Leben und Wirtschaften reicht. Und ehrlich gesagt: Das ist auch gut so.

Es ist mir persönlich ein Dorn im Auge, dass diese „Möchtegernunternehmer“ in der kurzen Zeit in der sie am Markt agieren, den Markt und die Preise kaputt machen. Dazu suggerieren sie, dass alles für wenig Geld zu haben ist. Verschärft wird die Situation noch dadurch, dass viele von ihnen sogar gut qualifiziert sind und gute Leistungen erbringen – für die sie eigentlich weit mehr verlangen könnten

Dies führt dazu, dass angesehene Unternehmen mit ohnehin guten Gewinnen auf solche Dienstleister zurückgreifen, um ein paar Euros zu sparen und den Gewinn zu optimieren. Diverse Online-Plattformen machen das zum leichten Spiel: hier lassen sich Projekte inserieren wo sich Billiganbieter anschließend gegenseitig unterbieten können.  Das Meisterstück dieser Ausartung stellen Portale dar, bei denen Selbstständige in Wettbewerben gegeneinander antreten und nur derjenige ein paar Euros erzielt, dessen Arbeit gefällt. Alle anderen gehen leer aus – unternehmerische Ausbeutung in Reinform.

Das Resultat ist letztendlich eine verfahrene Marktsituation bei der ein immer größerer Teil der qualitativen Arbeit durch ständig wechselnde Billig-Selbstständige gemacht wird. Kontinuität ist ohnehin für viele Unternehmen nicht mehr wichtig, da wir sowieso in einer Zeit voller Änderungen leben. Das Resultat ist eine Mentalität im Unternehmen, bei der man annimmt, dass jede erdenkliche Leistung für ein paar Cent zu haben ist.

Langfristig ist diese Entwicklung extrem problematisch. Zum einen werden damit Unternehmer geschädigt, die seit vielen Jahren gute Leistungen zu fairen Preisen anbieten. Zum anderen führen die aufgrund dieser Taktik gescheiterten Existenzen zu Belastungen unserer Sozialsysteme, die wir alle tragen müssen.

Doch jammern allein hat noch niemandem geholfen. Was können wir also tun, um aus dieser Spirale rauszukommen?

In erster Linie geht es mal darum, dass jedes Unternehmen, das Leistungen am Markt in Anspruch nimmt, eine gewisse soziale Verantwortung übernimmt und nicht immer das maximale Profitstreben in den Vordergrund stellt.

Unternehmen sollten zudem bei der Angebotsprüfung die Kosten aktiv hinterfragen und bewerten, ob der Preis nicht zu niedrig angesetzt ist. Mit einem betriebswirtschaftlichen Basiswissen und ein wenig Hausverstand sollte dies keine Herausforderung sein.

In einem nächsten Schritt müssen Unternehmen (und auch öffentliche Organisationen) davon wegkommen, immer nur den billigsten Anbieter zu nehmen. Stattdessen sollten Qualität und gesunde langfristige Geschäftsbeziehungen wieder eine viel wichtigere Rolle spielen. Ein Auswahlverfahren bei denen man einen internen Mindestpreis definiert und alle Angebote die darunterfallen aussortiert, wäre hier eine Möglichkeit.

Soviel zu den Unternehmern, die Leistungen in Anspruch nehmen. Was können Selbstständige und Unternehmen selbst tun, wenn sie Dienstleistungen am Markt anbieten?

Zunächst muss es auch hier zu einem Mentalitätswandel kommen. Anbieter müssen das Selbstbewusstsein aufbringen, vom gegenseitigen Unterbieten um jeden Preis Abstand nehmen. Insbesondere bedeutet das neuen Geschäftsmodellen bei denen von vornherein klar ist, dass es nur um Ausbeutung geht, eine Absage zu erteilen.

Sollte der Kunde trotzdem versuchen, Ihre Preise zu drücken, ist es wichtig ihm den Wert Ihrer Arbeit zu erklären. Sie können ihm durchaus mal vorrechnen, wie Sie zu dem verlangten Stundensatz kommen. Ein Mehr an Transparenz bei Angeboten (z.B. durch detaillierte Aufschlüsselung) kann auch helfen.

Und last but not least muss man auch Mut mitbringen um „Nein“ zu sagen, falls ein Preis gewünscht wird, den man unter keinen Umständen bieten kann. Falls es darum geht, die Kosten zu reduzieren, sollte man dem Kunden klarmachen, dass es bei reduzierten Kosten auch zu einer reduzierten Leistung kommt. Man bekommt das, wofür man zahlt.

Wie bei jeder Diskussion, wo ein umstrittenes Thema angesprochen wird, wird es jetzt einige geben die mir widersprechen. Doch meine persönliche Erfahrung zeigt, dass man auch erfolgreich sein kann, wenn man gegen den Strom der Ausbeutung schwimmt. Man muss nur den Mut haben sich gegen diese unfairen Praktiken aufzulehnen und bereit sein aus der Komfortzone auszusteigen, die ohnehin keine Komfortzone mehr ist.

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Autor:

Christian Wagner
Founder RiskPlayWin | Owner & Founder of the digital marketing agency morethandigital.com

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